Mittwoch, 21. Mai 2008

Segeberger Zeitung ln-online/lokales vom 07.02.2008 00:00

Biogas: Ohne Abnehmer sinnlosGrundshagen - Die Planungen für die Biogas-Anlage in Grundshagen sind ins Stocken geraten. Denn noch ist nicht einmal klar, ob Boltenhagen die umweltfreundliche Energie überhaupt abnehmen wird. In Bobitz läuft das Projekt indes optimal.Gut 450 000 Euro hat die C 4 Energie AG in die Erweiterung der Biogas-Anlage auf dem Gelände des Bobitzer Landwirtschaftbetriebes investiert. "Statt 537 leistet der neue Generator nun 850 Kilowatt", sagt Bernd Köhler vom Vorstand des Unternehmens. "Die Erweiterung wurde notwendig, da wir vom Zweckverband die Anfrage hatten, die Wärmeversorgung zu erweitern." Der alte Generator war dafür zu klein. Mittlerweile versorgt die Anlage das halbe Dorf mit umweltfreundlicher Fernwärme. Positiver Nebeneffekt: Die Gülle aus den Bobitzer Kuhställen landet direkt im Fermenter. "Das ist einer der großen Vorteile dieser Anlage", erklärt Köhler. "Die Gülle muss nicht erst über weite Wege transportiert werden. Zudem beliefert uns der Betrieb mit Mais, den wir für den Prozess brauchen." Bobitz ist so etwas wie das Vorzeigeobjekt in der Region, wenn es um die Erzeugung von Biogas geht. Und C 4, übrigens ein Begriff aus der Pflanzenwelt, ein Unternehmen, das sich bundesweit darauf spezialisiert hat. Bernd Köhler ist studierter Betriebswirt und inzwischen Experte für erneuerbare Energien. "Entscheidend in diesem Bereich ist das kaufmännische Geschick." Denn die Anlage in Bobitz lief bereits, bevor Köhler und seine Mitstreiter in Nordwestmecklenburg auftauchten. Nur sie rechnete sich einfach nicht. "Managementfehler", sagt Köhler kurz und zuckt mit den Schultern. Dabei zählt Bobitz eher zu den kleineren Projekten, die das Unternehmen umsetzt. Auf Rügen und in Niedersachsen entstehen Anlagen, die weitaus größer sind und andere Anforderungen mit sich bringen. "In einem anderen Betrieb haben wir 80 Landwirte, die uns beliefern, einfach ist das nicht gerade." Aber machbar. Im Gegensatz zu anderen Projekten. In Grundshagen bei Klütz plant C 4 eine weitere Biogasanlage. Ende 2006 liefen dort die ersten Planungen an. In Klütz selbst ist man nach wie vor von der Idee begeistert, zumal es zu Beginn noch hieß, dass die stillgelegte Seegrasaufbereitung integriert werden soll. "Doch dieses Thema ist mittlerweile beendet, der Investor hat sich zurückgezogen." Inzwischen geht es nur noch um Mais, der dort zu Biogas verarbeitet werden soll. "Die Hälfte der benötigten Rohstoffe können wir vom Klützer Landwirtschaftsbetrieb erhalten, über den Rest müssen wir noch verhandeln", so Bernd Köhler. Doch vorerst liegt das ganze Projekt auf Eis, die Planungen verlaufen eher schleppend. "Es gibt Standorte, wo die Kommunen deutlich mehr hinterher sind." Im Moment ist Boltenhagen das Problem. Dorthin soll eine Gasleitung von Grundshagen führen. Im Ostseebad sind zwei Blockheizkraftwerke geplant, die das Gas in Strom und Wärme umwandeln. Doch noch steht nicht einmal fest, ob die Boltenhagener den Bau der kleinen Kraftwerke überhaupt zulassen, denn sie befürchten, dass ihr Lärm den Erholungsbetrieb stören könnte. Für Bernd Köhler ist der Planungsstand unbefriedigend, so dass er sich bereits auf die Suche nach Lösungen begibt. "Alternativ gibt es die Möglichkeit, dass wir das Gas direkt ins Netz einspeisen." Dann wäre Boltenhagen aus dem Rennen. Sollte die Klützer Reaktor wirklich gebaut werden, würde das für die Region bedeuten, dass neben Grevesmühlen und Dassow drei davon existieren. Mehr würde der Klützer Winkel auch nicht hergeben. "Man muss aufpassen, dass die Rohstofflierungen auch funktionieren", so Köhler, der noch einen weiteren Aspekt ins Auge fasst. "Ein solches Projekt macht betriebswirtschaftlich nur Sinn, wenn wir auch Abnehmer für die Energie haben." Andernfalls lohne sich die Anlage schlicht nicht. Von Michael Prochnow , LN

http://www.segeberger-zeitung.de/artikel/2300701/Biogas:_Ohne_Abnehmer_sinnlos.htm

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