Sonntag, 6. Januar 2008

Standort Biogasanlage in Kaltenhof



H. und B. Schulte

23942 DASSOW

Betrifft: Bericht über die Besichtigung der Biogasanlage in Malchin am 08. November 2007

Besuch der Biogasanlage Malchin – ein Bericht für alle, die nicht mitfahren konnten

Am 08. November 2007 besichtigten der mögliche Betreiber und der Investor der geplanten Biogasanlage in Dassow sowie vier Bürger und auch fünf Vertreter der Stadt die Biogasanlage Malchin, um sich vor Ort ein Bild machen zu können.

Hier ist unser Bericht:

Die Biogasanlage in Malchin befindet sich in einem Industriegebiet am Ufer der Peene in unmittelbarer Nähe des Yachthafens. Obwohl sie sich noch im Bau befindet – von drei Fermentern ist erst einer, und der auch noch nicht mit voller Leistung, in Betrieb – waren wir schon beim Aussteigen von der Größe des Anlage überwältigt. Der Geruch nach Silage, der uns sofort in die Nase stieg, hielt uns jedoch nicht davon ab, näher zu treten, und unser Gehör voll und ganz dem Geschäftsführer zu schenken, der uns nun die Anlage zeigte. Wir wurden durch ein riesiges Rolltor in eine Halle geführt, in die die Fahrzeuge einfahren, die den großen Trichter befüllen, von dem aus die Silage über Förderbänder in drei Mischkammern transportiert wird. In jede dieser Kammern kommt eine andere Frucht. Die Befüllung dieser Kammern ist computergesteuert und exakt nach Feuchtigkeitsgrad und Gärentwicklung der unterschiedlich zugeführten Materialien berechnet. Da ein einmal eingeleiteter Gärprozess nicht mehr unterbrochen werden und sonst auch leicht außer Kontrolle geraten kann, müssen die berechneten Werte ganz genau eingehalten werden. Im Fermenter wird die Silage ständig durchgequirlt. Das geschieht mit Hilfe von acht Quirlen, die von Motoren angetrieben werden, die außen an den Fermentern angebracht sind. Diese Quirle arbeiten jeweils eine Minute lang im Wechsel, 24 Stunden lang, und sind nicht besonders laut. Um genügend Gas zu erhalten, braucht dieser Prozess mehrere Tage. Das entstandene Gas wird in einem Gasometer zwischengelagert, wo es gereinigt wird, d.h. Wasser und andere nicht brauchbare Partikel werden entzogen. Dazu steht ein großer Motor neben dem Gasometer, der sehr laut ist. Das gereinigte Gas wird nun in ein Gebäude geleitet, in dem es über Generatoren in Strom umgewandelt wird. In diesem Gebäude ist es unzumutbar laut. Dieser Lärm kann aber nicht nach draußen dringen.

Wie oben schon erwähnt, kann ein Gärprozess, der einmal läuft, nicht gestoppt werden. Trotzdem müssen ab und an die Maschinen gereinigt werden. In diesem Fall wird das überschüssige Methan einfach abgefackelt. Im Übrigen handhabt man das auch bei Störfällen so. Auch über das Überlaufventil, das außerhalb der Gebäude auf dem Gelände der Anlage steht, entweichen nach Auskunft des Geschäftsführers täglich ca. zehn Prozent der entstandenen Methangase in die Luft.

Auf die Frage, welche Geruchsbelästigungen entstehen können, erhielten wir folgende Information: Die Anlage wird mit sogenannter Trockensilage bestückt, d.h. es liegt eine geringe Feuchtigkeit vor (Essigsäure). Aber in Verbindung mit Sauerstoff verwandelt sich die Essigsäure in Milchsäure, die zu starker Geruchsbelästigung führt. Der Geschäftsführer erzählte uns am Rande, dass er lange Zeit in Zittau bei der Herstellerfirma dieser Anlage in Malchin beschäftigt war. Dort hat man die Erfahrung gemacht, dass beim Anstechen einer Erdmiete der Gärprozess in Milchsäure eintritt und zu ständigen ekligen Geruchsbelästigungen geführt hat. Auf Grund einer Bürgerinitiative hat sich der Hersteller dann dazu entschlossen, die Silage in Gebäuden zu lagern. Durch das Einbringen der Silage entwickelten sich aber immer noch belästigende Gerüche. Daraufhin hat man in die Hallen Rolltore eingesetzt, in deren Rahmen eine Umwälzanlage eingebaut wurde, so dass die Gerüche in die Hallen zurückgedrängt werden. Bei Erdmieten lässt sich die Entstehung übler Gerüche trotz zugeführter Zusatzmittel, die den Geruch unterdrücken sollen, nicht vermeiden.

Auf die Frage, wie viel Grund und Boden vorhanden sein muss, um so eine Anlage gewinnbringend zu beschicken, erfuhren wir, dass die Ernten im Umkreis von 20 km benötigt werden. Am besten geeignet sind Mais, Getreide und Hirse, wobei Mais auf Grund des hohen Wassergehaltes in der Pflanze am stärksten riecht. Außerdem muss noch zugekauft werden. Gülle wird nur in ganz geringen Mengen zum Angären benötigt.

Ungefährlich ist solch` eine Anlage nicht. Sie reagiert hochsensibel bei falscher Befüllung, d.h. die einzelnen Feldfrüchte haben einen unterschiedlichen Gärgrad. Daher muss peinlich genau auf die berechneten Füllmengen geachtet werden. Zudem enthält der Gasbehälter eine flexible Membran, die sich je nach Über- oder Unterdruck entsprechend verhält, und ebenfalls sehr empfindlich ist. Diese Membran muss ständig auf ihre Haltbarkeit überprüft werden. Explosionen bei falscher Befüllung können nicht wirklich ausgeschlossen werden, wobei diese Gefahr durch die hochwirksame Technik nicht erwartet wird.

Nach Auskunft des Geschäftsführers lebt der Betreiber der Malchiner Bio der Betreiber der Malchiner Bold über wirkungsweisegasanlage nicht von der Erzeugung des Stromes, sondern hauptsächlich von der abgegebenen Wärme. Die Lage im Malchiner Industriegebiet bietet im Vergleich zum einzelnen Privatverbraucher viel bessere Voraussetzungen, die da wären: kleines Rohrleitungsnetz und große Abnehmer.

Alles in allem war unser Ausflug nach Malchin sehr aufschlussreich. Wir hoffen, dass vor allem die Entscheidungsträger der Stadt, die nicht an der Besichtigung der Biogasanlage teilnehmen konnten (zur Erinnerung: fünf von fünfzehn Stadtvertretern waren mit), nun etwas genauer darüber Bescheid wissen, was wir uns in unser schönes Städtchen hineinbauen lassen sollen…..

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